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Politische Ökologie

 
Arbeiten der politisch-ökologischen Forschung beschäftigen sich mit Themen im Schnittfeld von physisch-materiellen Prozessen und Gesellschaft. Im Fokus stehen dabei Ursachen, Konsequenzen und politische Aushandlungen globaler Umweltveränderungen sowie umweltbezogene Fragestellung auf der lokalen Ebene.
 
Im Rahmen von Arbeiten der politisch-ökologischen Forschung werden in der Freiburger Humangeographie sehr unterschiedliche Themen bearbeitet, die entwicklungsbezogene Fragestellungen ebenso beinhalten, wie Konflikte um Ressourcenausbeutung oder Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung. Zwei Perspektiven sind in der Untersuchung dieser Gegenstände im Sinne der Politischen Ökologie zentral: Zum einen werden umweltbezogene Politiken und Konflikte als Ausdruck gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und Machtverhältnisse verstanden. Eine solche Sichtweise lenkt den Blick auf Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe an Ressourcen und der In- und Exklusion unterschiedlicher sozialer Gruppen in umweltbezogenen Entscheidungen. Zum Zweiten werden umweltbezogene Planungen, Politiken und Konflikte als Ausdruck des Zusammenwirkens von Prozessen über eine Vielzahl von Skalen hinweg interpretiert und als Ausdruck der konkreten Kontextualisierung von Prozessen des globalen Wandels.
 

Projekte mit Bezug zu Politischer Ökologie


  • Geographien der Umsiedlung im Kontext von Multiskalenprozessen der Umweltdegradation – eine Fallstudie küstennaher Umsiedlung im ghanaischen Volta River Delta
    Projektleitung
    Fünfgeld H, Neu F (Team)
    Laufzeit
    01.08.2020 bis 31.03.2025
    Beschreibung
    Staatlich angeleitete Umsiedlungsmaßnahmen traten in den letzten Jahrzehnten im Globalen Süden vermehrt als in Kauf zu nehmende Begleiterscheinung großer Staudammprojekte auf (vgl. Rogers/Wilmsen 2019). Doch inzwischen findet Umsiedlung auch als Reaktion auf durch den Klimawandel verstärkt auftretende Extremwetterereignisse statt (vgl. bspw. Arnall 2014). Auf globaler Ebene als besonders vulnerabel gelten niedrig gelegene Küstenregionen, die oftmals eine hohe Bevölkerungsdichte aufweisen und durch den weltweiten Meeresspiegelanstieg von Überschwemmung und Küstenerosion bedroht sind. In manchen Bereichen des Volta-Deltas im Südosten Ghanas wurde – ausgelöst durch eine Kombination aus Meeresspiegelanstieg und durch den Akosombo-Staudamm zurückgehaltene Sedimente – die Küstenlinie um bis zu drei Kilometer ins Landesinnere verlagert. Dadurch fielen ganze Dörfer der Erosion der Atlantikküste zum Opfer. Aus diesem Grund wurde von staatlicher Seite ab 2017 ein Umsiedlungsdorf für mehrere Hundert betroffene Haushalte auf einem künstlich aufgeschütteten Landstrich in der Lagune von Keta, östlich der Mündung des Volta-Flusses, errichtet. Bisher wurden Studien zu Umsiedlung hauptsächlich im Rahmen von Staudamm-Projekten durchgeführt, die allerdings oftmals lediglich auf eine Optimierung des Umsiedlungsprozesses abzielen. Auf dem Weg zu einer tiefergehenden, kritischen Auseinandersetzung mit Umsiedlung im Sinne einer Critical Geography of Resetttlement (vgl. Rogers/Wilmsen 2019) fehlt es an aktueller Forschung. Das Forschungsprojekt möchte einen Beitrag zu diesem neuen Forschungsfeld leisten und untersucht darum das oben beschriebene ghanaische Beispiel im Rahmen einer Fallstudie. Auf übergeordneter Ebene befasst es sich mit Geographien der Umsiedlung im Kontext von Multi-Skalen-Prozessen des Umweltwandels und der Umweltdegradation, welche aus dem Blickwinkel der Politischen Ökologie beleuchtet wird. Dabei bilden theoretische Konzepte wie Macht (u.a. Foucault), Gewalt (u.a. Watts, Nixon) und Gerechtigkeit (u.a. Rawls, Sen) die Grundlage des Analyserahmens. Das Forschungsprojekt legt den Fokus auf drei Schlüsselelemente innerhalb von Umsiedlungsprozessen: Akteure, Macht und Interessen. In Anknüpfung daran werden drei Forschungsfragen analysiert: 1) Wie verwend(et)en unterschiedliche Akteure ihre jeweilige Macht um den Umsiedlungsprozess auf eine Weise zu beeinflussen, die ihren eigenen oder Interessen bestimmter anderer Akteure dient(e)? 2) Wie und von wem wurde die Umsiedlung legitimiert? 3) Welche sozialen, politischen und ökonomischen Auswirkungen auf umgesiedelte Personen bestehen und wie können diese auf bestimmte Umsiedlungspraktiken zurückgeführt werden? Im Rahmen des Forschungsprojektes werden mehrere Feldforschungsaufenthalte durchgeführt. Der dabei angewandte Methodenkoffer setzt sich aus qualitativen und ethnographischen Forschungsmethoden der Geographie zusammen.
    Ansprechpartner
    Friedrich Neu
    Tel.: +49(0)761 203-54233
    Email: friedrich.neu@geographie.uni-freiburg.de
    Finanzierung
    - Kurzstipendium für Doktorand*innen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zur Finanzierung der Feldforschung 2020 (nicht in Anspruch genommen wegen Reisebeschränkungen nach Ghana aufgrund von Covid-19), - Promotionsstipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst, finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), inkl. Förderung von Feldforschung (01.08.2020 bis voraussichtlich 31.03.2025)
  • Die Vermarktlichung von Sanden in Kambodscha: globale Vernetzungen, Konflikte und Materialitäten (DFG, 2018-2021)
    Projektleitung
    Mattissek A, , John R (Team)
    Laufzeit
    01.11.2018 bis 31.10.2021
    Beschreibung
    Sand ist eine Ressource, bei der auf den ersten Blick kaum jemand an Konflikte denkt. Entsprechend ist die Gewinnung von Sand im Kontext der Globalisierung bislang kaum Gegenstand wissenschaftlicher oder öffentlicher Debatten. Doch obwohl Sand auf den ersten Blick weder selten noch wertvoll erscheint, ist er in vielen Regionen der Erde durch Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und die Entwicklung von Beton zum meistverwendeten Baustoff geworden und damit zu einer knappen Ressource. In Südostasien, geprägt durch einen exzessiven Bauboom, werden Unmengen von Sand und Kies (Bauaggregate) zur Erstellung von Gebäuden, Infrastruktur, für Landverfüllungen und Landgewinnungen verwendet. Dadurch wird Sand zu einer ökonomisch zunehmend wertvollen Ressource, die in hohen Volumina benötigt, flächenhaft abgebaut und zu steigenden Preisen über weite Distanzen gehandelt wird. Der Sandabbau bleibt dabei nicht ohne Folgen, sondern führt zu teils massiven ökologischen Schäden und daraus resultierenden Konflikten mit betroffenen Bevölkerungsgruppen. Die Inwertsetzung von Sand reiht sich damit ein in Prozesse der Vermarktlichung natürlicher Rohstoffe, die in der Humangeographie unter dem Gesichtspunkt einer „Neoliberalisierung von Natur“ diskutiert werden (Bakker 2010). Entsprechende Studien haben gezeigt, dass marktwirtschaftliche Verwertungslogiken häufig zu negativen sozialen und ökologischen Effekten führen. Gleichzeitig haben sie herausgearbeitet, dass Prozesse und Mechanismen der Vermarktlichung und Neoliberalisierung an unterschiedlichen Orten sehr verschieden ablaufen und zu heterogenen und ambivalenten Effekten führen. Das beantragte Projekt untersucht die entstehenden Konflikte um die Vermarktlichung von Sanden in Kambodscha als konkrete Manifestation marktwirtschaftlicher Prozesse in Interaktion mit materiellen Ressourcen. Mit Hilfe eines qualitativen und quantitativen Methodensets und unter Rückgriff auf Ansätze der Global Ethnography (Burawoy 2000; Tsing 2005) und des neuen Materialismus (Bakker 2010; Mattissek und Wiertz 2014) werden drei übergreifende Forschungsfragen analysiert: (1) Welche globalen und regionalen Einflussfaktoren wirken auf die Entstehung und Transformation des südostasiatischen Sandmarktes ein, und wie verändern sich dadurch Handelsrouten und -beziehungen? (2) Welche Rolle spielen die Akteure, die an der Etablierung des Sandmarktes beteiligt sind oder Widerstand gegen den Abbau und Handel von Sanden leisten? Wie verändern sich ihre jeweiligen Spielräume, Strategien und Praktiken unter dem Einfluss globaler Vernetzungsprozesse? (3) In welchen Beziehungen stehen die geologischen, biophysischen (nicht-menschlichen) und gesellschaftlichen Prozesse und Entitäten des Sandmarktes und wie beeinflussen sie dessen Eigenschaften und Dynamiken?
    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Annika Mattissek; Robert John
    Email: annika.mattissek@geographie.uni-freiburg.de; robert.john@geographie.uni-freiburg.de
    Finanzierung
    Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • A Green City Mandate? Promises and Pitfalls of Urban Environmental Governance since the 1970s (FRIAS, 2015-2016)
    Projektleitung
    Dabringhaus S, Freytag T, Mattissek A, Mauch C, Müller S, Späth P
    Laufzeit
    01.10.2015 bis 30.09.2016
    Beschreibung
    Die interdisziplinäre Projektgruppe analysiert das Verhältnis zwischen städtischer Entwicklung und Umweltfragen im postmodernen Zeitalter. Wir möchten verstehen, wie (und ob) die verschiedenen Akteure der Stadtplanung auf umweltpolitische Herausforderungen wie Verschmutzung, Hygiene und Energienachhaltigkeit reagieren und auf welche Weise die Verantwortung für die Lösung dieser Probleme der “städtischen Ebene” zugeordnet wird. Eine Untersuchung der umstrittenen Debatten über Umweltstrategien unterschiedlicher Regierungsebenen soll die maßgeblichen Interessensvertreter identifizieren sowie die entsprechenden Aktionsräume der Akteure, die Übernahme von Verantwortung und die Autoritätsquellen. Durch eine Konzentration auf ausgewählte Fallstudien aus Südostasien, Westeuropa und Nordamerika wollen wir unsere Ergebnisse in einem internationalen Kontext kontrastieren und miteinander vergleichen. Die Projektgruppe plant einen einwöchigen Gra-duiertenworkshop mit zwei Gastwissenschaftlern aus den USA und aus Asien sowie im Anschluss daran eine internationale Konferenz.
    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Sabine Dabringhaus
    Email: sabine.dabringhaus@geschichte.uni-freiburg.de
    Finanzierung
    Freiburg Institute for Advances Studies (FRIAS)
  • Humangeographische Sommerschule 2011: „Gesellschaft-Umwelt-Forschung in der Humangeographie“ (DFG, 2011)
    Projektleitung
    Mattissek A
    Laufzeit
    01.05.2011 bis 31.10.2011
    Beschreibung
    Der Schnittbereich von Umwelt und Gesellschaft steht derzeit, auch und gerade im Kontext des globalen Klimawandels, im Fokus gesellschaftlichen Interesses. Die Geographie als Fach, in dem Untersuchungen zu Interaktionen zwischen Mensch und Natur eine konstituierende Säule der Fachidentität und ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Fachdisziplinen darstellen, ist daher in besonderem Maße gefordert, entsprechende Themen und Problemfelder wissenschaftlich zu adressieren und in die Ausbildung zu integrieren. Die Sommerschule „Diskurs und Raum“ bot Doktorand_innen und fortgeschrittenen Studierenden der Geographie und benachbarter Kultur- und Sozialwissenschaften eine Einführung in verschiedene Ansätze der Gesellschafts-Umwelt-Forschung, führte in Ansätze der empirischen Operationalisierung ein und gab Hilfestellungen für die Konzeption eigener Forschungsprojekte. Durchgeführt wurde die Sommerschule von Forscher_innen aus ganz Deutschland und Österreich, die sich seit vielen Jahren und aus unterschiedlichen Perspektiven mit Gesellschafts-Umwelt-Forschung beschäftigen.
    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Annika Mattissek
    Email: annika.mattissek@geographie.uni-freiburg.de
    Finanzierung
    Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Governance von Hochwassermanagement in Nordost-Thailand (Global Networks Programm der Universität Heidelberg, 2010-2011)
    Projektleitung
    Mattissek A
    Laufzeit
    01.12.2010 bis 30.04.2011
    Beschreibung
    Im Zuge des globalen Klimawandels rechnen Experten mit einer Zunahme der Intensität und Fre-quenz klimatischer Extremereignisse in vielen Regionen. Für die Untersuchungsregion Dan Sai in Nordost-Thailand werden insbesondere die Zunahme von Dürren und Starkregenereignissen sowie dadurch ausgelöste Hochwasser prognostiziert. Das Projekt untersucht die gesellschaftlichen Faktoren, die die Auswirkungen dieser klimatischen Veränderungen auf die lokale Bevölkerung steuern. Im Mittelpunkt der Analyse stehen dabei die Konfliktpotentiale, die sich aus den unterschiedlichen Ansprüchen der beteiligten lokalen Akteure ergeben und die die Implementierung effektiver Steuerungsmechanismen teilweise erheblich erschweren.
    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Annika Mattissek
    Email: annika.mattissek@geographie.uni-freiburg.de
    Finanzierung
    Universität Heidelberg (Global Networks Program)
  • Ressourcenkonflikte im Spannungsfeld von globalem Klimaschutz und lokaler Nutzung – Auswirkungen der globalen Diskurse um Klimawandel und REDD+ auf Praktiken der Waldnutzung in Thailand (Margarete von Wrangell Habilitationsstipendium, 2009-2014)
    Projektleitung
    Mattissek A
    Laufzeit
    01.03.2009 bis 31.10.2014
    Beschreibung
    Im Zuge des globalen Klimawandels und der damit verbundenen politischen Aushandlungsprozesse werden herkömmliche Formen der Ressourcennutzung vielerorts neu bewertet. Stand bisher vor allem die ökonomisch gewinnbringende Ausbeutung von Ressourcen im Zentrum des Interesses, so zeichnet sich nun in manchen Segmenten ein fast gegenteiliger Trend ab, nämlich ein zunehmendes Interesse der Weltgemeinschaft an der Nicht-Nutzung natürlicher Ressourcen, sofern dadurch CO2-Emissionen eingespart werden können. Ein solches Interesse verlangt völlig neue Formen der Steuerung und veränderte Formen von Anreizsystemen, die sich derzeit in einer internationalen Entwicklungs- und Erprobungsphase befinden. Besonders deutlich zeigen sich solche neuen Betrachtungsweisen und diskursiven Verschiebung derzeit am Beispiel von REDD+, einem auf der internationalen Ebene diskutierten Mechanismus zur Reduktion von CO2-Emissionen durch die Verhinderung von Abholzung und Walddegradation. Wenngleich diese globalen Steuerungsmechanismen sich derzeit noch in der Erprobungsphase befinden und Gegenstand intensiver Debatten sind, führen die darin angelegten diskursiven Verschiebungen im Verständnis von Waldressourcen und Waldnutzungspraktiken bereits heute zu tiefgreifenden Veränderungen. Lokal genutzte Waldressourcen werden nun zunehmend nicht mehr nur als Teil der Lebens- und Erwerbsgrundlagen der lokalen Bevölkerung angesehen, sondern ihnen wird ein (virtueller) Geldwert zugewiesen, wodurch neue Begehrlichkeiten auf unterschiedlichen Maßstabsebenen ebenso entstehen wie neue Praktiken des Zugriffs und der Kontrolle. Auf der empirischen Ebene untersucht das Projekt die Auswirkungen dieser Prozesse am Beispiel von Thailand. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die veränderten Normen und Wahrnehmungen auf die in Thailand schon lange bestehenden Konfliktlagen um Wälder, Waldnutzung und Waldschutz auswirken, welche neuen Praktiken der Ressourcennutzung dadurch entstehen und wie sich Legitimationsmuster für bestehende Praktiken verändern bzw. diese hinterfragt und verändert werden.
    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Annika Mattissek
    Email: annika.mattissek@geographie.uni-freiburg.de
    Finanzierung
    Ministerium für Wissenschaft und Forschung Baden-Württemberg; Europäischer Sozialfond (Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen)